Clarissa (4)

„Kuh de bleu“

Die dunklen, herrlich nasskalten Tage, an denen wir bei Kerzenschein sitzend Schach spielen konnten, sind erstmal vorbei.
Scheiß Frühling! Puh hat ’ne Freundin, strohdumm, mit’m Gesicht, als hätte Matisse sie über ’ne frisch bemalte Leinwand geschleift. Naja, wem’s gefällt.
Wenn die badet ist das übelste Wasserverunreinigung. Jedenfalls wollte die „Kuh de bleu“ mit mir Schach spielen.
Ich lach mich kaputt! Sitze ihr brav und schüchtern gegenüber. Ich ziehe die weißen Figuren betont unsicher und schlage ängstlich die Augen nieder.
Sie wird richtig keck.
Ich könnte ihr alle Figuren klauen, aber — ich will Spaß!! Sie ahnt nichts! In der Diagrammstellung sieht sie mich an und versteht Puh’s Warnung nicht.
Mit verschleiertem Blick, sie kann den Triumph nicht verbergen, sagt sie: „ Wäre jetzt ’ne gute Gelegenheit aufzugeben, Klärchen“.


Weiß zieht und setzt in spätestens 7 Zügen Matt


Ich falle fast vom Stuhl.
Ich hebe langsam den Kopf, sehe sie mit meinem kuhlsten Terence Hill-Blick an und sage sehr akzentuiert:
“ Versuch doch erstmal die nächsten sieben Züge zu überleben, Lottchen“, – sie heißt Loretta- :-).
“Träum weiter, Kindchen“ sagt sie und wartet auf meinen nächsten Zug.
Ich überlasse Euch den Genuss, das Ende selbst rauszufinden.
Nur soviel, Puh war stinksauer, und sie hatte den berühmten Blick: „wie die Kuh, wenns donnert“, als ich meinen letzten Zug gemacht hatte.